Am vergangenen Wochenende waren wir nicht nur ziemlich früh auf den Beinen um bei Sonnenaufgang unsere ersten Starts zu absolvieren, sondern wir hatten auch einen besonderen Gast bei uns am Flugplatz: Der Segelflugzeughersteller Schempp-Hirth, welcher seit 1935 in Kirchheim unter Teck (nähe Stuttgart), Segelflugzeuge plant, konstruiert und herstellt, hatte uns für dieses Wochenende ein Flugzeug zum Probefliegen zu Verfügung gestellt: Einen Discus 2c mit FES System.
Was bedeutet nun FES System und was macht dieses System so besonders? Unter dem Begriff FES (Front Electric Sustainer) versteht man einen Propeller, der an der Nase des Segelflugzeuges angebracht ist. Auf den Bildern lässt sich der Faltpropeller gut erkennen. Dieses System kann während des Fluges aktiviert werden, um dem Piloten die Heimkehr zum Flugplatz zu ermöglichen, wenn die Aufwinde, zum Beispiel am Abend, nicht mehr stark genug sind. Eine Heimkehrhilfe in Form eines Propellers oder Motors ist bei den Segelfliegern an sich erstmal nichts Neues. Dieses neue System unterscheidet sich aber von den bisher bekannten Systemen grundlegend. Das FES System ist komplett elektrisch und ist somit enorm umweltfreundlich, da kein Treibstoff mitgeführt werden muss. Anstatt eines Treibstofftanks hat der Flieger im Rumpf direkt hinter den Flügeln zwei große 16kg schwere Batterien eingebaut, die dem Elektromotor seine Energie geben. Abends können diese Batterien einfach entnommen und zum Laden an eine Steckdose angeschlossen werden.
Trotz des eher mäßigen Wetters konnten einige Piloten der LSG Menden den Flieger ausgiebig testen und sich ein Bild davon machen, was die neue Innovation alles zu bieten hat. Das Flugzeug mit 18m Spannweite war ein echter Blickfang am Flugplatz, nicht nur in der Luft, sondern auch am Boden konnte die Technik begutachtet werden. Hans-Georg „Biggo“ Berger von der Firma Schempp-Hirth hat dabei allen interessierten Piloten eine ausführliche Einweisung in die Bedienung und Handhabung des Fliegers gegeben und stand auch für alle anderen Fragen und Anregungen zur Verfügung.
Während eines kurzen Fluges konnte ich mir auch selbst ein Bild machen, wie der neue Flieger sich anfühlt und verhält. Das E-Triebwerk lässt sich wirklich leicht bedienen und ist blitzschnell gestartete, ohne dass zusätzlicher Luftwiderstand gespürt wird. Den roten Kippschalter (unten im Cockpit zu sehen) betätigen und am Motorbedienteil den Regler nach rechts drehen, bis die gewünschte Leistung erreicht wurde – mehr ist nicht zu tun. Genauso einfach wie das „Anwerfen“ des Motors ist auch das Abstellen. Regler soweit zurück, bis der Propeller sich nicht mehr dreht, dann wartete man, bis der Propeller die „Parkposition“ erreicht hat, was einem ebenfalls in dem Bedienelement angezeigt wird und betätigt erneut den roten Kippschalter. Gerade in stressigen Situationen kann diese einfache Bedienung helfen, dass der Pilot sich voll und ganz auf der Geschehen um ihn herum konzentrieren kann. Durch das FES-System sind Steigwerte um die 2 m/ Sekunde möglich. Im Horizontalflug, kann so bis zu 45 min Motorlaufzeit erreicht werden.
Die LSG Menden freut sich über die Möglichkeit, einen solch innovativen Flieger testen zu können und wir sind gespannt, was in den kommenden Jahren auf dem Weg zu einer ökologischen Luftfahrt noch alles passieren wird.
Eileen Köhler, 30.06.2017