Die Luftsportgruppe Menden ist in Feierlaune. Nachdem es im letzten Jahr nicht ganz gereicht hat, erklimmt der 17-jährige Segelflugpilot Linus Bartmann beim Bundesjugendvergleichsfliegen in Laucha das Siegerpodest. Durch seine hervorragende Leistung beim Jugendvergleichsfliegen auf Landesebene am 14./15. September qualifiziert sich Linus für die Teilnahme auf Bundesebene. Mit seinem Bruder Leon und Vater Robert im Team und einem einsitzigen Segelflugzeug im Schlepptau macht er sich auf den Weg zum Segelflugplatz in Sachsen-Anhalt.
Das Bundesjugendvergleichsfliegen findet von Freitag bis Sonntag (20.-22.09.) statt. Es ist ein Wettbewerb zur Förderung des Nachwuchses im Segelflug. Dabei stellen junge Pilot:innen ihr fliegerisches Können und technische Präzision unter Beweis. Am Freitag reisen 40 Teilnehmer:innen aus ganz Deutschland mit ihren Helfer:innen und Segelflugzeugen an und werden von ortskundigen Segelfluglehrer:innen bei einem Einweisungsflug auf die Besonderheiten des Geländes hingewiesen. Der Segelflugplatz in Laucha hat seine Tücken. Ein leicht abfälliges Landefeld und ein steiler Abhang direkt neben dem Flugplatz erfordert Können und Achtsamkeit während des Fluges. Auch das Wetter hielt sich nicht zurück und erhöhte das Schwierigkeitslevel weiter mit starkem Wind. All das hielt den 17-jährigen nicht davon ab sich direkt nach dem Einweisungsstart in den Vereinsflieger, den er im Anhänger mitgebracht hat, zu setzen und sich auch einsitzig mit der Platzrunde des Flugplatzes Laucha vertraut zu machen.
In der Zwischenzeit wird die Jury gebildet, die aus 15 freiwilligen Helfern und Fluglehrern besteht und in drei 5er Gruppen aufgeteilt wird. Darunter auch Leon und Robert, die sich aktiv beteiligen und somit die Wertung von Start, Flugmanövern und Landungen der Teilnehmer unterstützen. Um die Verfälschung der Bewertung durch Sympathie zu vermeiden, werden in jeder Runde die jeweils höchste und niedrigste Wertung gestrichen. Die Jury-Teilnehmer schauen bei jedem der 120 Flügen (3 Flüge pro Teilnehmer) ganz genau hin. Daher gibt es getrennte Jury-Gruppen für die verschiedenen Flug-Phasen.
Am Samstag beginnt der Flugtag noch vor Sonnenaufgang. Um pünktlich zur Vorbesprechung zu sein, stehen Linus, Leon und Robert schon um 4:45 Uhr auf und rüsten den Segelflieger im Mondschein auf. Im Anschluss an das Frühstück geht es schon los und Linus wird beim Briefing zum Pilotensprecher ernannt und trägt somit zusätzlich die Verantwortung der Mediation von Unstimmigkeiten zwischen Pilot:innen und Jury. Auch das meistert er mit zwischenmenschlichem Geschick, ohne seinen Fokus auf das Fliegen zu verlieren.
Beim ersten Wertungsflug sorgt der starke Wind dafür, dass Linus im Discus deutlich versetzt wird und dadurch den geforderten Kreiswechsel nicht ganz im vorgegebenen Bereich durchführt. Trotz dieses kleinen Rückschlags holt Linus mit seinem 2. und 3. Flug wieder viele Punkte auf. Weitere vorzufliegende Übungen sind eine hochgezogene Fahrtkurve, eine Rollübung und der Seitengleitflug im Endanflug. Außerdem wird die Landung nicht nur anhand der technischen Durchführung, sondern auch anhand der Entfernung vom vorgegebenen Landepunkt bewertet. Trifft man den Landepunkt bekommt man null Fehlerpunkte. Je weiter man diesen verfehlt, desto mehr Fehlerpunkte werden gewertet. Während des Wettbewerbs erfahren die Pilot:innen nichts über ihre Punkte oder die der anderen. Somit weiß Linus zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie hervorragend seine Flugmanöver tatsächlich waren. Im Gegenteil sorgten die schwierigen Bedingungen dafür, dass das Team der LSG Menden daran zweifelte, ob es wirklich fürs Treppchen gereicht hat.
Die Abschlussparty am Samstagabend in Gemeinschaft mit den anderen Teilnehmern und vor allem den anderen Vereinen des Teams NRW sorgt für gute Ablenkung. Auch unser Nachbarverein LSV Hegenscheid ist dabei. Als Pilotensprecher ergreift auch Linus am Abend das Wort und spricht ein großes Lob für die ausgezeichnete Organisation der Veranstaltung aus.
Das ganze Wochenende ist geprägt von gegenseitiger Hilfsbereitschaft und Gemeinschaftsgefühl. Die Vereine helfen sich untereinander beim Schieben der Flugzeuge, Startaufstellung und dem Aufrüsten.
Am Sonntag kommt dann die ersehnte Botschaft und Linus Bartmann wird als Sieger des Bundesjugendvergleichsfliegen aufgerufen. Er selbst freut sich sehr über die schöne Erfahrung und „einen neuen Flugplatz in [seinem] Flugbuch“. Nach knapp 4 Stunden Rückfahrt wartet eine Überraschung auf das Wettbewerbsteam. Die anderen Vereinsmitglieder der LSG Menden, die am Sonntag zu „ganz normalem“ Segelflugbetrieb in Barge sind, haben für den Deutschen Meister einen bunten Empfang mit Luftschlangen und Sekt vorbereitet. Das anstrengende Wochenende lassen die LSG-Mitglieder im Sonnenuntergang ausklingen und lauschen den Erzählungen der anderen.
Text von Johanna Maria Böhm