Im Mai diesen Jahres haben wir nach langem Warten unseren neuen Doppelsitzer ASG 32 in den Flugbetrieb aufnehmen können und machten seitdem schon viele schöne und auch lange Flüge mit der „9M“. Aber in Zeiten von Weiterentwicklung und Voranschreiten des Vereins sowie der Förderung des Überlandfluges sehen auch wir natürlich weiter nach vorne und denken darüber nach, inwieweit wir unseren bereits sehr guten Flugzeugpark in den kommenden Jahren noch weiter verbessern können.
Der Segelflugzeughersteller Alexander Schleicher mit Sitz in Poppenhausen (Wasserkuppe/Rhön), von welchem auch die ASG 32 stammt, bietet unter anderem die ASG 29Es an. Dabei handelt es sich um ein einsitziges Hochleistungssegelflugzeug mit 18m Spannweite, Wölbklappe und einem ausfahrbaren Turbomotor, der als Heimkehrhilfe dient. Da schon seit längerem bei vielen Vereinsmitgliedern Interesse an dem Flugzeug besteht und auch die ASG 32 sofort beste Resonanzen im Verein erzielte, organisierte Fluglehrer Jens Amelung am vergangenen Samstag ein Vorführflugzeug.
Um neun Uhr morgens rollte Ulrich Kremer von der Firma Alexander Schleicher in Begleitung seiner Frau mit dem Flugzeug im Anhänger bei uns am Flugplatz in Barge auf den Hof. Nachdem die ASG 29 quasi als Demonstration von Uli nahezu alleine aufgerüstet wurde, folgte eine allgemeine Einweisung, bei welcher er uns das Flugzeug präsentierte. Das Interesse war sofort groß, was sich in vielen detaillierten Fragen äußerte.
Nachdem sich jeder einmal mit den Gegebenheiten des Fliegers vertraut machen konnte, wurde die D-KLPA an den Start geschoben. Eine Besonderheit dieses Flugzeugtyps ist neben dem Hilfstriebwerk die Wölbklappe, wie sie auch schon in unserer ASG 32 verbaut ist. Diese Wölbklappe ermöglicht es, das Profil des Tragflügels durch Auf- und Abbewegen der Endleiste während des Fluges zu verändern. Das führt einerseits dazu, dass bei hohen Fluggeschwindigkeiten der entstehende Luftwiderstand gesenkt werden kann und das Flugzeug somit auch beim schnellen Vorfliegen zum nächsten Aufwind effizient gleitet, auf der anderen Seite aber auch zu einer Auftriebsmaximierung in langsamen Flugphasen, wie zum Beispiel das Kreisen in der Thermik. Somit ist das Flugzeug für den Überlandflug auf einfache Art und Weise effizient nutzbar. Des Weiteren ist es allgemein wendiger und es wird durch die Wölbklappe in der Landung ein zusätzlicher Widerstand generiert, was noch präzisere Landeeigenschaften zur Folge hat. Dies konnten wir ja bereits an unserer ASG 32 erfliegen und sie nun auch an einem einsitzigen Segelflugzeug ausprobieren.
Jeder unserer Vereinspiloten, der Interesse hatte, konnte an diesem Tag einen Probestart machen (spätestens nach einem Einweisungsflug auf unserer ASG 32, welche quasi das doppelsitzige „Schwesterflugzeug“ der „29“ darstellt). So durfte auch ich mich einmal von den Flugeigenschaften überzeugen. Nach dem Einsteigen in das Flugzeug fühlt man sich sofort wohl, da ausreichend Platz im Cockpit vorhanden ist und jeder Hebel und jeder Schalter sich da befindet, wo man ihn erwartet. Der Start an der Winde ist mit der ASG 29 kein Kunststück: Man muss nur die Wölbklappe in die richtige Position bringen und das Flugzeug abheben lassen, sodass es fast alleine in den Steigflug übergeht. Nach dem Start lässt sich das Fahrwerk leicht einfahren und als erstes sticht die hohe Agilität und die harmonische Ruderabstimmung heraus. Aber auch die Bedienung der Wölbklappe ist intuitiv und stellt für den Piloten keine zusätzliche Belastung dar. In der Landung ist vor allem die sehr gute Bremsklappenwirkung auffällig.
Alles in allem fliegt sich die ASG 29 sehr agil, ist aber dennoch gutmütig und verzeiht auch mal kleine Fehler. Alle Testpiloten waren restlos begeistert von dem Flugzeug und hätten gerne noch weitere Flüge gemacht, jedoch ging der Tag gefühlt zu schnell zu Ende. Abends rüsteten wir den Flieger gemeinsam ab und der Tag klang gemütlich beim Sonnenuntergang aus.
Noah Saß, 21.09.2017