Zurück von zwei Wochen dauer Fliegen und Zelten in Berlinchen, gibt es nun viel zu erzählen! Zum Beispiel über Kunstflug, Jules ersten Alleinflug & lange Flüge über der wunderschönen Landschaft von Wittstock und seiner Umgebung.
Aber zuerst noch einen Schritt zurück. Denn seit wenigen Wochen vorm Lehrgang darf ich nun auch die Ka8 fliegen, die Einsitzer-Version der K13. Dieses Flugzeug, welches bis dahin die ganze Zeit abgerüstet in einer Scheune stand, stand an einem Samstag ein paar Wochen vorm Lehrgang plötzlich vor der unfertigen Halle und wartete nur darauf aufgerüstet zu werden.
Weil ich schon irgendwie gehofft hatte bald damit zu fliegen, habe ich einige Fluglehrer gefragt, was die Ka8 da denn macht, aber ich habe nie eine eindeutige Antwort bekommen, also reihte ich mich erstmal wie immer auf der K13 ein.
Ich wurde schon gefragt, warum ich denn noch nicht die Ka8 Startbereit gemacht hätte und es waren die gleichen die, als das Flugzeug dann plötzlich aufgerüstet zum Start geschoben wurde, zu mir sagten: Da ist dein Flugzeug doch!
Mit großen Augen beobachtete ich den ersten Start der Ka8. Kurz darauf winkte mich ein Fluglehrer zu sich und er wies Timo und mich in die Ka8 ein. So konnte ich dann meine ersten Starts auf einem neuen Flugzeug machen und es war der Wahnsinn! Direkt nach dem Ausklinken, spürte ich wie leicht die Ka8 ist und genoss die leichtgängigen Ruder.
So jetzt wieder zum Lehrgang.
Es war echt richtig schön dort und der Platz war einfach RIESIG. Man hätte sozusagen eine Außenlandung auf dem Flugplatz machen können. Die Schleppstrecken waren bis zu 1500m lang und auch wenn unsere Seile nicht lang genug waren um die gesamte Strecke auszunutzen, erreichte man bei Gegenwind mit der Ka8 unglaubliche Ausklinkhöhen von bis zu 700m! So wurde eine Platzrunde zu einem 20Minuten-Flug.
Der normale Tagesablauf für uns dort war: 8.00 Frühstück, 9.00Briefing, Fliegen, Fliegen, Fliegen, 13.00Mittagessen, Fliegen, Fliegen, Fliegen, Fliegen, irgendwann zwischen 18 &21Uhr Abendessen und dann gemütliches Zusammensitzen am Feuer oder zwischen den Zelten.
Natürlich kamen jeden Tag ein paar spektakuläre Ereignisse dazu, wie zum Beispiel ein Büffelkopf, eine Fledermaus im Clubraum, die Mett-Mission, der ein oder andere Freiflug, neue Blümchenhüte, Außenlandungen, Schafe die plötzlich über das ganze Fluggelände rannten und und und..
Ich war oft und lange in der Luft. Mit insgesamt 12,5 Flugstunden bin ich von den Schülern am zweitlängsten geflogen und konnte es wirklich genießen. Die Landschaft war toll und bis auf Berge konnte man dort fast alles sehen. Große Seen, kleine Seen, riesige Wälder, kleine Wälder, alte Millitärflughäfen, Felder, Dörfer, ein Bombodrom, noch mehr Wälder und noch mehr Seen.
Der größte See in ca.15-20km Entfernung war die Möritz. Dort bin ich auch das ein oder andere Mal hingeflogen. Aber es ist schon ein echt interessantes Gefühl, wenn man da so ein paar Kilometer vom Platz weg ist und weiß, dass wenn man jetzt durch dauerhaftes Saufen fliegen würde, mit der Ka8 nicht mehr am Flugplatz ankäme, man sich also komplett auf die Thermik verlassen muss. Natürlich war an diesen Tag die Thermik so gut, dass sich schöne Wolken gebildet hatten worunter ich Ausschläge bis +4/5m hatte und so von Wolke zu Wolke fliegen konnte ohne dabei viel Höhe zu verlieren und ohne Probleme sicher zurück zum Platz gelangen.
Das allerbeste für mich an diesem Platz war die Motorbahn (die 23). Diese 800m lange mit Landereitern markierte Strecke auf der wir abends wenn wir anfingen einzuräumen oft die Flugzeuge runterlandeten, um sie nicht den ganzen Weg vom Start bis zur Halle schieben zu müssen. Ich durfte das 3mal machen, einmal zusammen mit Fluglehrer und die anderen beiden Male alleine. Man fühlt sich dann gleich etwas wichtiger wenn man mal nicht so wie immer auf einer Wiese landet. Mir persönlich fehlten nur noch diese blinkende Lichter in der Mitte der Bahn, wie sie an größeren Flughäfen zu finden sind, um das Feeling perfekt zu machen :D. Oder mit Autos beleuchtet wie wir es gemacht haben, als der MOSE aus Barge zurückkam. Der ist nämlich um ein Ersatzteil für unsere Winde (und etwas Mett fürs Frühstück) zu holen extra nochmal nach Barge geflogen.
In Berlinchen habe ich auch zum ersten Mal Kunstflug mitgemacht. Ich startete zusammen mit Jens in der 21 zu einem eigentlich ganz normalen Schulungsflug. Aber irgendwann als wir dann genug Höhe hatten, übernahm kurzzeitig Jens und flog ein paar Loopings, die ein oder andere Rolle und ein paar Turns, auch wenn diese nicht immer perfekt verlaufen sind :-). So hatten man wenigstens den Überraschungseffekt dabei.
Am Ende der zweiten Woche merke man langsam, dass die Luft raus war. Alle waren etwas müde und trotz gutem Wetter hatte auch ich mal keine Lust zu fliegen. Jedenfalls nicht alleine, also am besten bei jemanden mitfliegen. Das habe ich dann auch gemacht, denn es ist echt schön, sich mal nicht auf alles konzentrieren zu müssen und einfach nur mal rauszuschauen, zu genießen und mit dem anderen zu plaudern.
Abends saßen wir wie schon gesagt meistens zusammen am Feuer, aber manchmal fuhren wir auch mit ein oder zwei Autos los um mal was anderes zu sehen als diesen unendlich großen Flugplatz. Die Ziele waren meist McDonalds, Eisdiele, Pizzeria oder das Steakhouse in dem ein großer Büffelkopf hing. Als wir den das erste Mal gesehen haben, haben wir schon gelacht. Umso besser war es dann als zwei Tage später, Markus mit dem Kopf unterm Arm beim Briefing erschien. Schon lustig auf was für Ideen Segelflieger so kommen. Der Eine verletzt sich sein Auge an einem Sonnenschirm, der Andere sieht seine erste Fledermaus unbedingt in einem Clubraum, der Nächste cremt sich lieber mit Nutella als mit Sonnencreme ein und alle Barger zusammen schaffen es in ganz Wittstock die Cola Vorräte aufzubrauchen
Zum Abschluss des Lehrgangs konnte ich die Ka8 noch ein letztes Mal auf die 23 landen. Ein tolles Gefühl, denn die Platzrunde war ganz leer, die ersten Flugzeuge standen schon vor der Halle und ich flog meine letzten Kreise, schwebte dann über die 800m lange Motorlandebahn und setzte so auf, dass ich genau am Ende stehen blieb. Ein wirklich toller, letzter Flug!
Trotz löchriger Luftmatratze, waren das zwei unbeschreiblich schöne Wochen.
Jetzt geht die Fliegerei wieder auf unserem zwar kleineren, aber unendlich gemütlichen Flugplatz in Barge weiter und dank der mittlerweile so gut wie komplett fertigen Halle brauchen wir auch endlich die Flugzeuge nicht mehr jeden Morgen auf- und abrüsten.
Bis bald,
eure Johanna